Gündels Kulturstall

24.10.08


Die VINOTHEKER auf Wein- und Kartoffel-Entdeckungsreise

Es ist schon fast zur Tradition geworden, dass die VINOTHEKER in den Herbstferien gemeinsam mit Freunden und Familien ein Weingebiet bereisen.

Durch unsere letztjährige Reise in das Weinbaugebiet rund um Tokaji mit seinen sehr ausgefallenen Weinen, wurde unser Interesse an ungarischen Weinen geweckt und wir wollten noch mehr darüber erfahren. Deshalb führte uns unsere Reise diesmal an den nördlichen Balaton, nach Badacsony. Ein Weinbaugebiet, dass auch das „Tal der Vulkane“ genannt wird. Ein malerischer Landstrich, an dem sich die Granitfelsen wie Festungen aus dem Boden erheben. Die darauf angelegten, steil zum Balaton abfallenden Weinberge in Südlage lassen schon beim Anblick erahnen, dass hier sehr guter Wein gedeihen muss.
Durch das Zusammenspiel aus Sonne, See und Bergen entsteht ein Mikroklima, welches für die Reife des Weines wie geschaffen ist. Die Winzer der Region haben somit die optimalen Voraussetzungen für die Herstellung ihrer wunderbar harmonischen, feurigen und charakteristischen Weine. Nicht umsonst spricht man auch von Weinen, in denen das Feuer der Vulkane weiter brennt.
Am Sonntag, den 19.10., machten wir uns auf den Weg. Edda und Gerald hatten in ihrem Sommerurlaub ein wunderschönes Ferienhaus ausgesucht. Ein Kompliment an die beiden, denn was wir vorfanden, übertraf alle Erwartungen. Eigentlich muss man schon fast von einer Residenz sprechen: eine neu gebaute, moderne Villa mit sonniger Terrasse und phantastischem Blick zum Balaton. Ein herzliches Dankeschön an Frau Éva Hedervàri, die uns diese Perle vermietete und an Judit und Nils Cavalli-Björkman, die uns die Adresse vermittelten und uns ein nettes Probierpaket mit Ihren vorzüglichen Weinen zur Verfügung stellten.
(www.villa-marika.de)


Das erste Weingut, das wir besuchten, lag am Fuße des St. Georgsberg, unweit von Badacsony entfernt. Die Winzerfamilie Fischer aus Österreich besitzt dort 51 ha Rebfläche. Gemeinsam mit Ilona, einer charmanten Mitarbeiterin des Betriebes, verkosteten wir Pinot Blanc, einen Sauvignon Blanc und einen Chardonnay, deren Qualität uns überzeugte. Schade nur, dass sich die Winzerfamilie nicht an den einheimischen Sorten versucht. Es wäre bestimmt eine Bereicherung für dieses Weingebiet.
Aber wir wären nicht die VINOTHEKER, wenn uns nicht auch die Kartoffeln interessieren würden. So vermittelte uns unser ungarischer Weinfreund Tùri Gàbor, übrigens Mitarbeiter der ungarischen Abteilung des europäischen Lymphnetzwerkes, einen Kontakt zu Herrn Dr. Polgàr Zsolt, den führenden ungarischen Kartoffelzüchter der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität von Pannonien in Keszthely. (www.georgikon.hu).


Mit Neugier und Interesse empfing uns Dr. Polgàr Zsolt in seinem Institut. Seine anfängliche Skepsis, warum wir als deutsche „Hobbykartoffelanbauer“ Interesse für die ungarische Kartoffelzüchtung hegen würden, war schnell überwunden, als er merkte, dass wir unser Hobby mit sehr viel Leidenschaft verfolgen und ständig und überall auf der Suche nach alten historischen Kartoffelsorten sind. Leider konnten wir an seinem Institut in dieser Angelegenheit nicht fündig werden.
Herr Dr. Polgàr Zsolt erläuterte uns das ungarische Kartoffelzüchtungsprogramm und die neuen Sorten, die sie hervorgebracht haben. Bemerkenswert für uns war dabei, dass sein Institut auch eine neue Fingerkartoffel namens „SOMOGYI KIFLI“ gezüchtet hat, zumal wir aus eigenen Erfahrungen wissen, dass Fingerkartoffeln nur schwer mechanisiert angebaut und verarbeitet werden können. Außerdem diskutierten wir mit Herrn Dr. Polgàr Zsolt über das Problem der Virusfreimachung alter Kartoffelsorten und welche Möglichkeiten sein Institut auf diesem Gebiet hat.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich bei Herrn Dr. Polgàr Zsolt für den freundlichen Empfang bedanken und dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, uns sehr viel Interessantes über die ungarische Kartoffelzüchtung zu berichten.


Am darauf folgenden Mittwoch besuchten wir das Weinhaus Varga in Badacsony. Da dort keine Führung möglich war, stellten wir uns selbst ein Probierpaket zusammen und nahmen es mit in unser Ferienhaus, um dort die Weine auf der herrlich gelegenen Terrasse zu verkosten. Wein ohne eine Erklärung spricht aber eine andere Sprache. Wir empfanden diese Weine eher als durchschnittlich.
Am Nachmittag fuhren wir auf die Halbinsel Tihany am nördlichen Teil des Balatons. Wir folgten einem Insider-Tipp und besuchten die „Ferenc Pince Csàrda“, einen Weinkeller im Südwesten, auf halber Berghöhe von Tihany gelegen.
Auf der Terrasse des Restaurants, von dem sich ein herrlicher Blick auf den Balaton bot, probierten wir zum Kaffee „Topfenknödel“, eine Spezialität des Hauses, sehr zu empfehlen. Anschließend begaben wir uns in den Weinkeller und probierten die ureigenen einheimischen Weinsorten.
Dabei sollte aber niemand denken, dass wir zu tief ins Glas geschaut hatten. Aber beim Verkosten edler Weine eine gut gebaute schöne Putzfrau zu beobachten, die wie Aschenbrödel alle Krümel im Lokal zusammenkehrte, mit einem Staubwedel elegant die Naturvorhänge von der Decke fegte und sich beim Finale gekonnt ihrer Gummischutzhandschuhe entledigte, kann man nicht jeden Tag mit einem Glas Blaustengler oder Grauen Mönch beobachten ...


Am Donnerstag war Nationalfeiertag in Ungarn. Wir ließen die Autos stehen, um uns den Weinkellern des Ortes zu widmen. Vormittags besuchten wir den Gasthof Borbaràtok am Fuße des Badacsony-Berges, eine beliebte Gaststätte mit Hotel, Weinkeller und Abendprogrammen. Die dortige „Verkostung“ war hinsichtlich der Geschwindigkeit kaum zu übertreffen. In Windeseile wechselten Welchriesling, Grauer Mönch oder Blaustengler das Glas. Dennoch überzeugten uns die Weine mit ihrer Ursprünglichkeit und ihrer mineralischen Note, eben dem “Feuer der Vulkane“. Weil uns diese Weine überzeugten, schleppten wir die edlen Tropfen auch gleich kartonweise mit nach Hause.
Nach einem schönen Mittagsschläfchen ging es am Abend zu einem der besten Weinhäuser von Badacsony. Im Weingut St. Orbàn Borhàz konnten wir für unser Empfinden einige der besten Weine auf unserer Tour probieren. Leider vergaßen wir beim Weingenuss das Fotografieren, so dass dort kein Bild entstand. Dafür haben wir aber von dort genügend Erinnerungsweine mitgenommen.

Es war für uns eine sehr schöne Weinreise, die uns weiter an den ungarischen Wein herangeführt hat, so dass in Gündels Kulturstall in naher Zukunft auch ungarische Weine probiert werden und unsere Gäste etwas darüber erfahren können.