Gündels Kulturstall

19.10.09

Das Gute liegt so Nahe

Nachdem wir zwei Jahre hintereinander unseren alljährlichen herbstlichen Weinurlaub in Ungarn verbrachten, bereisten wir dieses Jahr eines der bedeutendsten Rieslinganbaugebiete Deutschlands, das Weinanbaugebiet an der Nahe, südlich von Bingen gelegen.

Durch die sehr freundschaftliche Beziehung zum Weingut „Bürgermeister Willi Schweinhardt“ war es uns möglich, innerhalb einer Woche sehr viel über das einzigartige Weinanbaugebiet und seine Winzer, speziell aus Langenlonsheim, zu erfahren. Wir möchten unseren Reisebericht nicht beginnen, ohne uns nochmals sehr herzlich bei Axel Schweinhardt und seiner Lebensgefährtin Ute Rausch vom Weingut Schweinhardt für die entgegengebrachte Gastfreundschaft, die sehr informative Führung durch ihre Weinberge, die vielen Verkostungstipps für die nähere Umgebung und das wunderschöne kulturelle Wochenprogramm, das sich Ute für uns ausgedacht hatte, zu bedanken.


Am ersten Tag widmeten wir uns ausschließlich dem Weingut Schweinhardt. Dabei wird uns die Verkostung mit Ute und Axel wohl noch lange in Erinnerung bleiben, denn auf unseren vielen Weintouren und –verkostungen haben wir noch nie so anschaulich und eindrucksvoll erleben dürfen, warum der Boden, auf dem die Reben wachsen, einen solch nachhaltigen Einfluss auf den Geschmack des Weines hat. Ute zeigte uns mehrere Gesteinsproben, welche von verschiedenen Lagen seines Weingutes abstammten. Die Gesteine wiesen deutlich sichtbare farbliche und textonische Unterschiede auf. Aber erst bei der Verkostung seiner Weine begriffen und spürten wir, dass ein Riesling von einem Muschelkalkboden ganz anders schmeckt als von einem rotliegenden Schieferverwitterungsboden, obwohl beide Lagen nur ein Handwurf von einander entfernt sind. Diese natürlichen Geschmacksunterschiede beim Keltern besonders in „Szene“ zu setzen bedarf offensichtlich jahrelanger Erfahrung und viel Gespür des Kellermeisters. Die zahlreichen prämierten und ausgezeichneten Rieslingweine des Weingut „Bürgermeister Willi Schweinhardt“ sprechen dazu eine deutliche Sprache.


Der Folgetag war der aktiven Erholung vorbehalten. Auf den Gleisen einer stillgelegten Eisenbahnlinie zwischen Staudernheim und Altenglan genossen wir auf zwei Fahrraddraisinen die sonnenüberflutete Landschaft. Überanstrengt hat sich niemand, aber etwas körperliche Bewegung tat uns allen gut.


Am späten Nachmittag machten wir noch am Weingut von Racknitz in Odernheim halt. Bedingt durch die Ernte war leider keine Weinprobe möglich, so dass wir uns ein paar Flaschen für eine private Probe mit nach Hause nahmen.

Auf den Heimweg besuchten wir in Langenlonsheim noch das Weingut Tesch. Während wir mit Frau Tesch alle ihre trocken ausgebauten Weine probierten, erklärte Sie uns Ihre Vermarktungsphilosophie. Sie versucht durch Übersichtlichkeit dem Gast eine bessere Orientierung zu verschaffen. Wenn man z.B. bei Tesch einen Rieslig unplugged getrunken hat, so bleibt er schon durch den Namen im Bewusstsein des Weingenießers hängen.


Kaum hatten wir uns versehen, war schon die Mitte der Woche angebrochen. Ute Rausch empfahl uns unbedingt das Freilichtmuseum in Bad Sobernheim anzusehen, was wir auch machten. Es ist schon sehr beeindruckend, wie eine Stiftung unter Federführung des Landes Rheinland-Pfalz gemeinsam mit zahlreichen Partnern und Sponsoren ein solch „lebendiges“ Museum aufgebaut konnte. Geschichtliche Ereignisse anschaulich und hautnah zu erleben, dafür steht das Freilichtmuseum. Urlauber mit Kindern sollten dieses Angebot unbedingt nutzten.


Am späten Nachmittag stand dann noch ein Besuch der Weindomäne Schlossböckelheim auf dem Programm. Auf dem in Weinbergen eingebettete Schlossböckelheim erlebten wir eine fachlich sehr fundierte Weinprobe. Jedem Weingenießer können wir eine Weinprobe in dieser traumhaften Landschaft nur empfehlen. Alle probierten Weine waren von bester Qualität. Besonders hatte es uns aber ein Riesling mit der Lagenbezeichnung „Unter der Mauer“ angetan.


Nach dem wir nun von der ersten Wochenhälfte unserer Weinreise berichteten, wird es nun Zeit, auch unsere ganz lieben Herbergseltern, die Familie Schäfer vom Hofgut Schäfer zu erwähnen. Durch ihre herzliche Gastfreundschaft und ihre wunderschön eingerichteten Zimmer auf ihrem ehemaligen Winzerhof wird uns unser Aufenthalt in Langenlonsheim noch lange in Erinnerung bleiben.


Gemeinsam mit Familie Schäfer verbrachten wir einen sehr lustigen Abend, an dem sich auch unsere Kinder mit einem kleinen Konzert bedankten. Unvergesslich wird für uns jener Augenblick bleiben, als uns Herr Dr. Schäfer in seinen Weinkeller, oder besser gesagt in seine Schatzkammer, einlud und extra für uns einen 71er Münsterer Riesling Kapellenberg Beerenauslese öffnete. Es ist nun bereits unsere achte Weintour, aber eine so großzügige Wertschätzung wurde uns bisher noch nicht zuteil. Wir möchten uns deshalb noch einmal besonders herzlich bei Familie Schäfer für die schöne Unterbringung und die sehr gute Bewirtung bedanken. Wir freuen uns schon sehr darauf, beide einmal bei uns in GÜNDELS KULTURSTALL zu einer Wein- und Kartoffelverkostung begrüßen zu dürfen. Wir werden uns dann natürlich gebührend revanchieren …


Am Donnerstag machten wir einen Abstecher nach Bingen und setzten mit der Fähre in das am anderen Rheinufer gelegene Rüdesheim über. Dort besuchten wir die Abtei St.Hildegard, ein Kloster, wo der Weinanbau eine lange Tradition hat. In einem sehr liebevoll eingerichteten Hofladen konnten wir ein paar Weine probieren. Sie waren auch alle von bester Qualität.

     


Am Abend hatten wir uns in Langenlonsheim noch im Weigut Bähr zu einer Weinprobe angemeldet. Die Bewirtung durch Familie Bähr war überdurchschnittlich, so dass man durchaus von einer kulinarischen Weinverkostung sprechen kann. Alle verkosteten Weine waren von bester Güte. Besonders in Erinnerung wird uns ihr Dunkelfelder bleiben, eine ganz alte historische Sorte, die wahrscheinlich auch sehr gut zu unseren lilafarbenen Kartoffeln passen würde. Angetan von der schönen abendlichen Stimmung machten wir gemeinsam mit unseren Kindern noch etwas Musik. Die schönen Stunden bei Familie Bähr werden wir noch lange in Erinnerung behalten.


Am letzten Tag unsere Weinreise besuchten wir noch das Weingut Lersch. Auch wenn die 60 jährige Geschichte des Weingutes vergleichsweise jung ist, so steht es den traditionsreicheren Weingütern von Langenlonsheim in keiner Weise nach. Die Weine glänzten durch eine überdurchschnittliche Güte und einem hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis.


Nachmittags ging es noch zum Weingut Zwölberich. Ein Weingut, das seine Weinberge biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Wir waren über die hohe Qualität die Weine erstaunt, denn im Weingut Zwölberich wird auf mineralische Düngung verzichtet und der konventionellen Pflanzenschutz weitgehend einschränkt. Wir möchten uns an dieser Stelle auch bei Herrn Dünges bedanken, der sich am Freitagnachmittag, wohlgemerkt ohne Voranmeldung, die Zeit für uns genommen hat und eine sehr gute Weinprobe durchführte.

Am Abend hatte uns Familie Schweinhardt zu einem Essen in die sehr gemütliche Gaststätte des Weingut Sitzius eingeladen. Dort saßen wir alle gemeinsam an einem wunderschönen großen runden Stammstisch, wie er zu einem gemeinsamen Essen nicht hätte passender sein können. Es gab Lamm, welches wie Wild zubereitet war, und dazu einen Spätburgunder Auslese. Nach so einem festlichen Essen kam natürlich auch die Kultur nicht zu kurz. Birgit und Gerald spielten Irish Folk, und auch unsere Kinder spielten und tanzten fleißig mit. Nicht nur die Schweinhardts waren begeistert, sondern auch die zahlreichen Gäste an den Nachbartischen.


Die diesjährige Weinexkursion der VINOTHEKER nach Langenlonsheim wird uns als wunderschöne Erinnerung in unserem Gedächtnis haften bleiben. Allen Weinliebhabern, die diese Zeilen lesen und noch nicht an der Nahe waren, können wir nur wärmstens empfehlen, einmal den Winzerort Langenlonsheim und seine zahlreichen Weingüter zu besuchen. Der Ort glänzt nicht nur durch seinen hervorragenden Wein, sondern auch durch die gastfreundlichen Winzer, die ihn keltern und zu jedem Wein viel erzählen können.