6. Frage
Was ist der Unterschied zwischen Wirtschafts-, Speise-, Pflanz- und Futterkartoffeln ?
Aus streng botanischer Betrachtungsweise gibt es zwischen Wirtschaftskartoffeln, Speisekartoffeln, Pflanzkartoffeln und Futterkartoffeln keinen Unterschied, denn in allen Fällen ist die Knolle das Ausgangsprodukt für die weitere Verwendung. Die Unterscheidung rührt lediglich aus den bevorzugten Gebrauchseigenschaften her, d.h. wofür soll die Kartoffel eingesetzt bzw. verwendet werden.
Als klassische Wirtschaftskartoffel kann z.B. die so genannte „Stärkekartoffel“ betrachtet werden. Speziell für die industrielle Stärkegewinnung wurden und werden gezielt Sorten mit einem besonders hohem Stärkegehalt gezüchtet. Diese Sorten könnten genauso gut für die Ernährung genutzt werden, allerdings ist die Verarbeitung in der Küche (siehe mehligkochende Kartoffeln) etwas problembehaftet, auch die Geschmackseigenschaften und vor allem die Textur decken sich nicht mit den heutigen Essgewohnheiten. Neuerdings gibt es sogar wieder erste Versuche, inwieweit der blaue Farbstoff der blauen Sorten (Fleisch und Schale) industriell genutzt und verarbeitet werden kann.
Selbst unter dem Gesichtspunkt der menschlichen Ernährung (Speisekartoffeln) spielt die industrielle Verarbeitbarkeit eine wichtige Rolle. So werden Neuzüchtungen speziell unter dem Gesichtspunkt von weitgehend einheitlichen Knollengrößen, flachen Augen usw. gezüchtet, denn viele Fertigprodukte, wie z.B. Chips, Pommes Frites u.ä.m. werden heute weitgehend automatisiert hergestellt.
Am Rande sei vielleicht auch erwähnt, dass beispielsweise für die Herstellung der Pommes für eine große Fastfoodkette aus rein wirtschaftlichen Interessen weltweit lediglich eine einzige Kartoffelsorte zum Einsatz kommt (........). Welch eine Sortenvielfalt ....
Bei den Speisekartoffeln stehen für die Züchter natürlich Ernährungswert (Inhaltstoffe), Geschmack, Farbe von Schale und Fleisch oder die Knollenform im Vordergrund. Aber auch Essgewohnheiten und Traditionen der Verbraucher sollten nicht unterschätzt werden. Statistiken belegen beispielsweise, dass der Anteil mehligkochender Sorten in den Neuen Bundesländern traditionell höher ist als im übrigen Bundesgebiet. Während der deutsche Verbraucher eher das gelbe Fruchtfleisch mag, bevorzugen die Britten lieber das helle, fast weiße Fruchtfleisch.
Die normale feldmäßige Vermehrung der Kartoffeln erfolgt fast ausschließlich vegetativ über Pflanzkartoffeln. Dabei werden in der Regel kleine Knollen (wegen der besseren Mechanisierung) in den Boden abgelegt und zur Keimung gebracht. Aus der einzelnen Knolle entwickelt sich dann die Pflanze, an deren Wurzeln je nach Sorte wieder bis zu 25 neue Knollen entstehen und geerntet werden können.
Futterkartoffeln werden hauptsächlich als Futter für Tiere eingesetzt. Der spezielle Anbau von Kartoffeln für Futterzwecke ist heute in unseren Breiten aufgrund der Hochleistungsviehwirtschaft mit Kraftfutter etc. eher die Ausnahme. Während früher speziell in der Schweinemast die Kartoffeln ein wichtiger Futterlieferant war, werden heute maximal die nicht verwertbaren Reste der Speisekartoffelproduktion an die Tiere verfüttert.
